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shibas
(Die Analyse des Shiba-Standards und die Zusammenfassung seiner Erfordernisse wurden von japanischen Experten für diese Rasse ausgearbeitet.)

Der NIPPO-Standard, in den 30er Jahren für die japanischen Naturrassen ausgearbeitet, galt gleichermaßen für alle sechs Rassen – er sollte alle äußeren Merkmale dieser Rassen vereinigen, so daß sie sich nur noch in ihrer jeweiligen Widerristhöhe voneinander unterschieden.

Im Laufe von 60 Jahren intensiven Züchtens stellten die Züchter fest, daß die einzelnen Rassen in manchen Zügen vom Ursprungsstandard abwichen und es daher nötig sei, neue Standards auszuarbeiten, die besser zu den spezifischen Merkmalen paßten.

Wie die anderen japanischen Naturrassen sieht auch der Shiba heutzutage anders aus als zu der Zeit, als Dr. Saito ihn für die moderne Kynologie entdeckte und beschrieb.

Die heutige Shiba-Zucht außerhalb Japans richtet sich nach dem FCI-Standard aus dem Jahre 1992, der vom japanischen Standard abstammt.

Obwohl sich der japanische Standard nur leicht und nur in wenigen bedeutsamen Punkten vom FCI-Standard unterscheidet, ist die Art, wie Shibas beurteilt werden, im Ursprungsland anders als außerhalb Japans. Dieser Unterschied besteht in zwei wesentlichen Punkten:

  1. Die Japaner legen besonderen Wert auf die Charaktereigenschaften des Shibas.
  2. Für japanische Züchter und Zuchtrichter ist weniger der trockene amtliche Standard von Bedeutung als vielmehr dessen Auslegung. Die Interpretation und Kommentierung des Standards ist ebenso wichtig wie die eigentliche Textfassung und wird in Japan als unabdingbarer Bestandteil angesehen, d.h. die japanische Beschreibung der Rasse, die für den Zuchtrichter gilt, zerfällt gänzlich in den offiziellen Standard und in die Auslegung desselben.

Im folgenden stellen wir die Auslegung einiger Punkte des Standards so dar, wie sie in den Verlautbarungen und in den Büchern japanischer Shiba-Experten wiedergegeben wurde.

top   Charakter 

Der erste Punkt des japanischen Standards betrifft den Komplex "Die Persönlichkeit des Shibas und wie sie sich äußert".

In Japan wird die Persönlichkeit eines Vorführhundes mit bis zu 15 von 100 möglichen Punkten bewertet, wobei die höchste Punktwertung für eine Eigenschaft oder ein Merkmal vergeben wird. Man sieht also, welch große Betonung die Japaner auf den Charakter des Shibas legen – im Unterschied zu europäischen oder amerikanischen Richtern bzw. Züchtern.

Alles, was beim FCI-Standard nur kurz erwähnt wird: ein anhänglicher, wachsamer und vor allem pfiffiger Charakter, das gliedert und beschreibt der NIPPO-Standard sehr ausführlich.

Zur Kennzeichnung der gemeinsamen Persönlichkeitsmerkmale des Shibas haben die Japaner drei Begriffe:

KAN'I: Unerschrockenheit, Verwegenheit, Mut

RYOSEI: guter Charakter

SOBOKU: Natürlichkeit, Ungekünsteltheit

Ein echter Hund der japanischen Naturrasse muß alle diese drei Eigenschaften besitzen.

Was bedeutet KAN'I? Kan'i ist die wichtigste Eigenschaft einer japanischen Rasse. Es bedeutet nicht nur Unerschrockenheit, Mut und Kühnheit, sondern vor allem mentale Stärke, Harmonie, Ausgeglichenheit und Selbstbewußtsein. In Japan stehen sich die Rüden im Kreis gegenüber, so wie in den USA die Terrier. Ein Rüde, der Kan'i hat, steht gelassen seinem Konkurrenten von Angesicht zu Angesicht gegenüber und blickt ihm ruhig und fest in die Augen. Seine Rute hält er fest an seinem Platz. Wenn der Hund seinen Blick abwendet oder schweifen läßt, das Weiße der Augen hervortritt und wenn er unruhig ist oder schließlich die Rute senkt, dann hat er kein Kan'i und kann niemals eine gute Bewertung erhalten.

Was bedeutet RYOSEI? Der gute Charakter eines Shibas, das ist ein friedfertiger, freundlicher, treuer und liebenswürdiger Charakter. Ein guter Shiba muß ein guter Wachhund und Gefährte sein – intelligent, leicht zu lenken und umgänglich. Er muß scharfe Sinne haben, aber vor allem muß er gehorsam sein und seinen Herrn respektieren.

Was bedeutet SOBOKU? Natürlichkeit, Lebhaftigkeit, Munterkeit, Unkompliziertheit und Spontaneität, das ist der dritte wesentliche Gesichtspunkt der Shiba-Persönlichkeit. Ein guter Shiba darf nicht aufdringlich und manieriert sein, so wie viele kleine Hunderassen, vor allem aber darf er nicht ordinär oder vulgär sein. Soboku kennzeichnet die natürliche seelische Schönheit und Harmonie des Hundes.

Der Import von Zuchtexemplaren aus Japan ist kompliziert und manchmal enttäuschend. Das hat verschiedene Gründe. So entsprechen japanische Hunde mit der größten Wertschätzung und herausragenden Ausstellungserfolgen nicht unbedingt den außerjapanischen Vorstellungen eines schönen Shibas und ihre Ausstellungserfolge wiederholen sich außerhalb Japans niemals. Außerdem sind sie unglaublich teuer, manchmal bis zu 100.000 Dollar.

top   Das gesamte Äußere und die grundlegenden Körperproportionen 

Der NIPPO-Standard verlangt sowohl beim Rüden als auch bei der Hündin einen ausgewogenen, wohlproportionierten Körper, eine gut entwickelte Muskulatur, ein Verhältnis von Widerristhöhe zur Körperlänge von 10:11 beim Rüden, bei der Hündin etwas mehr. Die Widerristhöhe für Rüden ist 39,5 cm, für Hündinnen 36,5 cm, wobei eine Abweichung von ±1,5 cm toleriert wird. Der Unterschied zwischen Rüde und Hündin muß immer deutlich sichtbar sein.

Der FCI-Standard hat diese Rassebeschreibung übernommen, legt allerdings keinen Nachdruck auf geschlechtsspezifische Unterschiede (Dimorphismus). Auch die Widerristhöhe ist etwas nach oben hin angeglichen – durchschnittlich 40 cm beim Rüden, 37 cm bei der Hündin.

Japanische Züchter und Zuchtrichter legen großen Wert auf die geschlechtsspezifische Ausprägung beim Shiba. Es muß auf den ersten Blick beim Rüden deutlich sein, daß er ein Rüde ist – sein Knochenbau muß kräftiger sein, die Muskulatur strammer, der Kopf groß, breit und mit ausgeprägten Wangenknochen (wie ein gefüllter Beutel) und mit kurzer Nase. Der Blick der Augen und die gesamte Kopfhaltung muß selbstbewußt und männlich sein. Dagegen muß die Hündin immer zierlichere Knochen haben, eine weniger starke Muskulatur und einen schlankeren Rumpf. Der Augenausdruck und die gesamte Körperhaltung muß gefällig und sanft sein. Unabhängig von der jeweiligen Widerristhöhe muß auch ein kleiner Rüde erkennbar maskulin sein und auch eine große Hündin darf nicht derb und männlich wirken.

Ein weiterer ganz wichtiger Punkt bei der Beschreibung des Shibas insgesamt ist die Ausgewogenheit, Proportionalität und Harmonie aller Körperteile. Auch der Kopf muß ebenmäßig sein, ein harmonisches Zusammenspiel von Größe und Form der Nase, des Oberkopfes, der Augen und Ohren.

Lange Läufe harmonisieren nicht mit einem robusten Körper, kleine Ohren passen nicht zu einem großen, massiven Kopf. Ein Rüde mit einem großen Kopf und kräftigen Schultern, aber einem kümmerlichen Hinterteil, ist unausgewogen und bietet keinen harmonischen Anblick. Ein kurzes Hinterteil und steile Gliedmaßen haben ein mangelhaftes Gangwerk zur Folge und beeinträchtigen die Harmonie des einheitlichen Ganges. Nur ein völlig ebenmäßiger, wohlproportionierter und harmonischer Shiba ist von natürlicher Schönheit und in der Lage, seine Aufgabe richtig zu erfüllen.

In der Skizze Nr. 1 ist das Idealverhältnis der einzelnen Körperpartien des Shibas aufgezeigt, so wie es die japanische Auslegung des Standards verlangt.

ideal-gesamtN
1) Ideale Körperproportionen:
A: vorderer Rumpfteil
B: mittlerer Rumpfteil
C: Hinterteil
D: Brusttiefe
E: Ellbogenhöhe ab Boden
E+D = Widerristhöhe
F: Rumpflänge
G: Nasenrückenlänge
H: Oberkopflänge
H+G = Kopflänge

 
 Idealverhältnisse: Widerristhöhe 100%
  Rumpflänge 110%
  Kreisumfang des Vorderfußwurzelgelenks 19-20%
  Hüftbreite 28-30%
  Brusttiefe 45-50%
  Brustumfang 116-120%
  Brustbreite 36-38%

 
 Wenn die Rumpflänge 100% ist, dann beträgt der vordere Rumpfteil (A) 28,5%
  mittlere Rumpfteil (B) 43%
  Hinterteil (C) 28,5%
   
 Wenn die Kopflänge 100% ist, dann beträgt die Nasenrückenlänge (G) 40%
  die Oberkopflänge (H) 60%
  Wangenbreite 56-58%

top   Ohren 

Die aufgestellten Ohren sind ein Erkennungszeichen des Shibas, und ihre Bedeutung für das gesamte Erscheinungsbild der Rasse ist nicht zu unterschätzen. Zusammen mit der über dem Rücken getragenen Rute geben die Ohren dem Shiba sein typisches Aussehen, und ein Exemplar mit gesenkten Ohren kann nur schlecht für einen Shiba angesehen werden.

Der Shiba-Standard verlangt verhältnismäßig kleine Ohren, aber deren Größe muß immer im Verhältnis zur Größe des Kopfs gesehen werden. Zu große Ohren bei dem einem Hund können bei einem anderen mit größerem Kopf korrekt sein. Es ist also nicht möglich, genau die ideale Länge der Ohren anzugeben, vielmehr müssen sie unbedingt immer individuell gemäß den anderen Proportionen des Hundes gesehen werden. Es kommen öfter zu große als zu kleine Ohren vor.

Das Ohr des Sibas hat die Form eines gleichschenkligen Dreiecks, bei dem die gleich langen Schenkel von den Seiten der Ohrmuschel gebildet werden.

Der häufigste Fehler bei der Form und dem Sitz sind Ohren, die zu sehr an der Seite des Kopfs sitzen und zur Seite geneigt sind sowie Ohren, die zu eng beieinander sitzen und sich mit den Spitzen zueinander wenden. Als schlimmster Fehler werden Ohren angesehen, die zwar gut sitzen, aber keine dreieckige Form haben.

Die Ohren des Shibas sind leicht geschwungen und zu kleineren Kelchen zusammengerollt. Weniger erwünscht, aber nicht explizit als fehlerhaft angesehen sind Ohren, die zu größeren Kelchen zusammengerollt sind, sehr eng an ihrer Basis und fast zu einem engen Röhrchen geformt. Das Gegenteil zu gerollten Ohren sind gänzlich offene Ohren, flach und an ihrer Basis breit. Extrem flache, geöffnete Ohren sind weniger erwünscht als extrem geschlossene, aber das Ideal liegt in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen.

ideal-ohren-winkelN Der Standard sagt, daß die Ohren leicht nach vorn geneigt sind. Wenn wir die Neigung der Ohren in Graden ausdrücken wollen, ist das ideale Verhältnis folgendermaßen: verlängert man die Scheitellinie des Kopfs auf der Geraden A, muß die Vorderseite des Ohres B mit dieser Geraden einen Winkel von 90° bilden, d.h. senkrecht zu ihr stehen. Die Rückseite des Ohres C bildet dann mit der Scheitellinie A einen Winkel von 60°. Der Winkel der Ohrspitze C-B beträgt 30°. Selbstverständlich muß man diese Winkel als Idealzustand bei schnurgerader Scheitelfläche des Kopfs verstehen. Beim Shiba stellt sich der Oberkopf öfters leicht gewölbt dar, und daher ist es unmöglich, diese Winkel zu messen.

Viele Shibas haben mehr nach vorn geneigte Ohren, ähnlich wie der Akita, und noch öfter gibt es Shibas, deren Ohren sehr aufrecht und nur unzulänglich nach vorn abgeschrägt sind.

Bei Vorderansicht dürfen die Ohren weder zu hoch noch zu tief an der Kopfseite sitzen. Sitzen die Ohren zu hoch, ist der Abstand zwischen ihnen zu klein und das Gesicht des Shibas verliert seinen typischen Ausdruck. Liegen die Ohren zu tief, hört der Scheitel des Kopfes auf flach zu sein und beginnt den Eindruck eines abgerundeten, apfelförmigen Schädels zu erwecken.

Bei Seitenansicht dürfen die Ohren weder zu weit vorne oberhalb der Augen noch zu weit hinten im Nacken sitzen. Wenn die Ohren zu weit vorne sitzen, sieht man nämlich, wie sich der Schädel fortsetzt, und vor allem tritt der markante Hinterhauptstachel deutlich in Erscheinung. Auf diese Weise wird eine durchgehende Linie beim Übergang vom Kopf zum Hals verhindert. Sitzen die Ohren zu weit hinten am Kopf, hat der Hund eine zu hohe Stirn, von den Augen bis zu den Ohren reichend, und der Kopf bekommt eine andere Form und einen einfältigen, schafsartigen Ausdruck.

Die Haltung der Ohren zeigt beim Shiba nicht nur seine momentane Befindlichkeit, sondern auch seinen Charakter an. Ein Hund, der läuft, still sitzt oder sich langweilt, hält die Ohren meist halb gesenkt zur Seite des Kopfs oder legt sie sogar in den Nacken. Sobald er jedoch innehält, aufmerkt und sich für etwas zu interessieren beginnt, muß er die Ohren steif aufgerichtet halten. Ebenso muß ein Shiba bei der Präsentation auf einer Ausstellung die Ohren immer aufgerichtet und nach vorne gedreht halten – um so seine Charakterfestigkeit erkennen zu lassen, sein Kan'i.

Ein Shiba mit schlechtem Charakter, ängstlich und unterwürfig, legt die Ohren flach oder zuckt mit ihnen – so bekundet er seine Angst und Unterordnung.

Der Knorpel der Ohrmuschel sollte beim Shiba verhältnismäßig kräftig sein, das ganze Ohr fühlt sich dick und sehr fest an. Nur ein Ohr mit hartem und kräftigem Knorpel kann gut und fest aufrecht stehen. Ohren mit weichen, dünnen Ohrmuscheln sind beim Shiba sehr unerwünscht, wogegen allzu kräftige Ohren toleriert werden.

top   Augen 

Die Form der Augen des Shibas ist durch die oberen und unteren Lider vorgegeben, also durch die Form der Augenschlitze im Ruhezustand. Die Augenform sollte beobachtet werden, wenn der Hund ruhig ist und im Schatten steht (wenn er die Augen im Schatten hat). Sobald der Hund erregt ist, eine Beute sieht oder einen Kontrahenten fixiert, sind die Augen weit aufgerissen und fast rund. Wenn ihm dagegen die Sonne in die Augen scheint, ziehen sich die Lider zu engen Schlitzen zusammen. Im normalen Ruhezustand sind die Augen des Shibas dreieckig, an den inneren Ecken offener und enger an den äußeren.

Beim Shiba werden kleine Augen bevorzugt. Sehr selten kommen zu kleine und tief sitzende Augen vor, dagegen sind die Augen häufig groß, sehr offen, rund und hervortretend. Der Shiba hat von allen japanischen Naturrassen die relativ größten Augen – das kommt daher, daß er der kleinste dieser Rassen ist und sich der Umfang des Augapfels nie verringert, so wie andere Maße des Hundes, z.B. die Widerristhöhe. Das Auge des Shibas ist also im Verhältnis zum Kopf weit größer als zum Beispiel das Auge des Akitas. Auch aus diesem Grund ist die Grenze zwischen einem guten und einem zu großen Auge beim Shiba so gering, wogegen zu große Augen bei den großen Rassen nur ganz selten vorkommen.

ideal-augen-abc.png Die Lage der Augen wird von zwei Faktoren bestimmt – dadurch, wie weit die Augen auseinander liegen und dadurch, wie schräg sie im Schädel sitzen.

Auf dem Bild sieht man korrekt sitzende Augen (B) – schräger als beim Akita (C), aber weniger schräg als bei den anderen vier japanischen Rassen (A).

Der Abstand der Augen voneinander verleiht dem Gesicht des Shibas einen unterschiedlichen Charakter. Nah beieinander liegende Augen erwecken den Eindruck des Schielens, der Gerissenheit und der Falschheit, wogegen zu weit auseinander liegende Augen das Gesicht leer, dumpf und unintelligent erscheinen lassen.

Für die Beurteilung des Shibas ist der Ausdruck der Augen gleichfalls von Bedeutung, auch wenn sich der FCI-Standard darüber meist ausschweigt. Der Blick des Rüden muß selbstbewußt bis keck sein, lebhaft, fröhlich und spitzbübisch. Er muß die hohe Intelligenz und den guten Charakter des Rüden zeigen. Der Blick der Hündin sollte sanft, zart, fröhlich und lebhaft sein, dagegen wird ein ausweichender, unsicherer oder ängstlicher Blick als Fehler angesehen, der mangelhafte Eigenschaften verrät.

top   Kopf 

Der Kopf ist ein sehr bedeutsamer Teil des Hundes. Er ist nicht nur maßgeblich für das äußere Erscheinungsbild, sondern auch in Hinsicht auf zwei weitere Punkte:

a) der Gesichtsausdruck drückt Charakter und Temperament eines Hundes aus
b) die Form und Stärke verleihen dem Hund den geschlechtsspezifischen Ausdruck.

Bei der Beurteilung des Kopfs wollen wir den Bau (Breite, Tiefe) berücksichtigen, wie auch den Gesichtsausdruck als Manifestation von Charakter, Stimmung und Temperament.

Wir unterteilen den Kopf des Hundes in den Oberkopf und den Gesichtsschädel, d.h. Schnauze (Fang) und Nase. Der Gesichtsschädel bemißt sich vom Beginn des Nasenschwamms bis zur Augenlinie (Stirnabsatz bzw. Stop). Ab der Augenlinie beginnt der Schädel des Oberkopfs, der bis zum Nackenwulst reicht. Allerdings sagt weder der Shiba-Standard noch dessen japanische Auslegung genau, wie lang der Kopf im Verhältnis zum Körper sein sollte, verlangt aber, daß er der Gesamtgröße des Hundes und seinem Geschlecht angemessen sei. Wichtig ist das Verhältnis von Gesichtsschädel zum Schädel des Oberkopfs, das 40:60 betragen sollte, also die Schnauzenpartie etwas kürzer als der Rest des Kopfs. Bei der Schnauzenpartie beschreiben wir die Breite und Länge des Kiefers, die Form des Nasenrückens (die obere Nasenlinie), die Lefzen, die Farbe des Nasenschwamms und den Inhalt der Mundhöhle.

Der Shiba-Standard verlangt kurze, kräftige Kiefer als Fundament der kurzen und kräftigen Nase. Bei der Hündin wird selbstverständlich eine zierlichere Nase toleriert, eine spitze Nase wird aber als Fehler angesehen. Es ist erwünscht, daß der Gesichtsschädel nicht nur unter den Augen, sondern auch an der Stelle des Nasenschwamms kräftig, tief und breit, im Querschnitt rund oder von oben etwas abgeflacht ist. Von der Seite her muß er voll und abgerundet sein. Eine von der Seite her flache Nase ist ein Fehler.

Der Nasenrücken des Shibas muß gerade sein, jegliche andere Form wird als Fehler angesehen (eine aufgeworfene Nase wie beim Pointer oder umgekehrt eine konkave Nasenlinie ("downface") wie beim Bullterrier).

Die Lefzen des Shibas sind trocken, ohne Falten und freie Ecken; sie sind verhältnismäßig fleischig und liegen gut am Kiefer an. Die Ränder der Lefzen sind dunkel pigmentiert.

Der Nasenschwamm des Shibas muß immer schwarz sein, nur bei helleren Exemplaren kann eine mindere Färbung toleriert werden (der Nasenschwamm ist in diesem Fall nicht tiefschwarz, sondern grau).

Die Kiefer des Shibas müssen mit einem Scherengebiß verbunden sein. Der Originalstandard hat aber auch alle anderen Gebißformen toleriert – als zulässig galten beim Shiba Scheren- und Zangengebiß und ein leichtes Vorbiß, ein Überbiß wurde nur als kleiner Fehler angesehen. Später wurde jedoch allein ein Scherengebiß als korrekt angesehen und andere Formen wurden zu Fehlern erklärt. Bis heute treten sie aber bei Shibas auf, die als Folge langjähriger Tolerierung aller Gebißtypen verschiedene irreguläre Kiefer haben.

ideal-zaehne-deu.png Großen Wert legt der japanische Standard sowie dessen Auslegung auf eine gute Form und Größe der Zähne. Verlangt werden kräftige, gut entwickelte, große und gesunde Zähne. Über die Anzahl der Zähne sagt der Standard nichts aus, und deshalb werden Zähne mit kleineren Fehlern auf FCI-Ausstellungen nicht bestraft. In Japan wird aber ungefähr seit 1994 beim Shiba ein Vollgebiß verlangt (siehe Bild), und seit dieser Zeit ist es nicht mehr möglich, daß auf einer NIPPO-Ausstellung ein Hund als "vorzüglich" bewertet wird, der ein unvollständiges Gebiß hat.

Die japanische Auslegung des Standards fordert, daß beim Shiba die Schleimhäute im Inneren der Schnauze und die Zunge rosa sind. Als zulässig gilt eine kleinere Anzahl kleiner schwarzer Punkte auf der Zunge, aber größere dunkle Flecken werden als Fehler angesehen, die eine Kreuzung des Shibas mit anderen Rassen verraten.

Die Nasenpartie des Shibas sollte sich vollständig bis zu den Wangen und zu dem Oberkopf erstrecken. Eine Nase, die von den Wangenknochen getrennt ist, hat eine mangelhafte Form und muß als Fehler beurteilt werden.

Stark entwickelte, beutelförmig geprägte Wangen bestimmen die Breite des Kopfes und geben ihm sein charakteristisches Aussehen. Sie sind für diese Rasse ebenso typisch wie beim Rhodesian Ridgeback die Haarlinie auf dem Rücken, die entgegengesetzt zum übrigen Fell wächst, oder wie beim Shar Pei die Falten.

Beim Anblick von vorn muß der Shiba den Eindruck eines Hamsters erwecken, der gerade seine Backentaschen mit Nahrung vollgestopft hat.

Der Übergang von der Nasenpartie zum Oberkopf – der Stop – ist beim Shiba gut erkennbar. Das bedeutet, daß der Kopf des Shibas nicht in einer geraden Linie verlaufen darf (wie z.B. beim Bullterrier), aber auch nicht einen allzu großen Abstand aufweisen darf (wie etwa beim Boxer). Die Partie zwischen den Augen ist beim Shiba immer etwas zum Kopfinneren gedrückt und bildet eine leichte Stirnfalte. Fehlt diese Vertiefung (zwischen den Augen ist eine gerade oder nach außen gewölbte Fläche), ist dies ein Fehler. Desgleichen ist eine allzu tiefe, eingeschnittene Furche nicht erwünscht.

Der Oberkopf des Shibas ist breit und tief und muß oben immer flach sein. Ein gewölbter Kopf ist ein Fehler und muß mit einer niederen Note bewertet werden. Die Scheitelebene muß immer parallel zum Nasenrücken verlaufen (siehe Bild 5), die Ebene des Stops bildet mit diesen Parallelen beim Idealkopf einen Winkel von ungefähr 45°.

ideal-augen2b-1 5) Kopfprofil:

Fehlerhaft:   zu kleiner Stop
  Oberkopf- und Nasenlinie
  zu eng beieinander

ideal-augen2b-2
Fehlerhaft:   zu großer Stop
  Oberkopf- und Nasenlinie
  zu weit auseinander
ideal-augen2b-3
Korrekt:   idealer Stop

top   Hals 

Der Hals des Shibas sollte kräftig und muskulös sein, weil von seiner Qualität die Kopfhaltung und der ganze Stand abhängt.

In aufmerksamer Haltung hält der Shiba den Kopf hoch erhoben, und der Hals ist sehr angespannt – seine Linie bildet mit der Linie des Rückens einen Winkel von mindestens 50°.

Die Oberseite des Halses, das Genick, sollte immer leicht gewölbt sein, wobei sie eine kontinuierliche Verlängerung des Hinterhauptstachels und der Linie mit den nach vorn geneigten Ohren bildet.

Der Standard legt keine Länge des Halses fest, verlangt aber, daß er mit den anderen Körperproportionen harmonisiert.

Der Hals des Shibas ist kürzer als der Hals der anderen mittelgroßen Hunde der japanischen Rasse. Wahrscheinlich rührt das daher, daß sich der Shiba in einem Terrain bewegte, wo ein langer Hals für ihn ungünstig gewesen wäre.

Die Haut am Hals muß fest und eng anliegend sein, sie darf ein Doppelkinn bilden, das den Umfang der Wangen betont. Das Doppelkinn darf aber nicht tief nach unten bis auf die Kehle hängen und einen Lappen bilden.

top   Gliedmaßen und Gangwerk 

Die Vorderläufe beanspruchen etwa die halbe Widerristhöhe des Hundes und tragen 60% seines Gesamtgewichts (auf die Hinterläufe entfallen 40%).

Es ist offenkundig, daß ein guter Stand und ein gutes Gangwerk des Shibas vom richtigen Winkel sowie der Stellung und Stärke der Vorderläufe abhängt.

Gelenkwinkel Ein Shiba sollte Läufe mit verhältnismäßig starken Knochen und einer gut entwickelten Muskulatur haben. Bei Vor- und Hinterhand ist eine durchschnittliche Winkelstellung wünschenswert – weder zu offene, steile Gelenke, noch zu enge, verwinkelte. Es sollten gut entwickelte, große Schulterblätter vorhanden sein, schräg sitzend, die zusammen mit den Schulterknochen einen Winkel von ungefähr 105-110° umschließen. Aus diesem Winkel aus Schulterblättern und Schultern sollte die Vorderbrust gebildet sein, wie wir sie beim Shiba mögen, und die Schulterknochen sollten ausreichend schräg nach hinten gerichtet sein, so daß die Läufe im richtigen Winkel stehen. Allerdings trifft man beim Shiba oft eine unzureichend entwickelte Vorderbrust und allzu offene Schultergelenke an. Dann ist der Winkel der Schulterblätter mit den Schultern größer, nämlich 120-130°, und alle Gliedmaßen sind zu steil und erwecken den Eindruck, als wären sie vor dem Rumpf angesetzt.

Sofern dieser ziemlich steile Winkel nicht mit einem mangelhaften Gangwerk verbunden ist, kann man ihn als einen nicht so gravierenden Fehler ansehen – er ist nur nicht unbedingt erwünscht. Als Fehler ist auf jeden Fall ein schlechter Stand anzusehen, d.h. nach außen gebogene Ellbögen, die häufig mit weiteren Fehlern bei den Vorderläufen verbunden sind.

Die Ellbögen des Shibas müssen am Rumpf anliegen und sich in gerader Richtung nach vorn und nach hinten bewegen.

Die Unterarme, das ist der Teil vom Ellbogen bis zum Vorderfußwurzelgelenk, müssen kräftig sein, immer senkrecht zum Boden gerichtet und ohne erkennbare Krümmungen oder Höcker. Der Stand der Läufe – der Abstand voneinander – ist durch die Breite der Brust und der ganzen Statur des Hundes vorgegeben. An der Breite des Stands erkennt man am schnellsten, ob die Knochen des Hundes schwächlich und der Brustkorb wenig entwickelt ist = enger Stand, oder ob im Gegenteil der Hund zu stämmig und mit einem faßförmigen Brustkorb versehen ist = breiter Stand.

Beim Shiba ist ein guter Gang nicht nur durch die Lage der Schulterblätter und Ellbögen vorgegeben, sondern auch durch die Form der Vorderfußwurzelgelenke (Fesseln) und der Pfoten.

Die Vorderfußwurzelgelenke sind leicht schräg, damit die Vorderläufe beim Aufprall auf einen harten Untergrund abgefedert werden, die Pfoten müssen rund sein (Katzenpfoten) mit fest sitzenden, hoch gewölbten Zehen. Flache Pfoten mit wenig gewölbten Zehen sind äußerst unerwünscht, ebenso wie geöffnete oder gedehnte Pfoten (Hasenpfoten). Der Umfang der Vorderpfoten ist etwa ein Viertel größer als bei den Hinterpfoten.

Die Krallen sind fest und kurz. Bei richtig gebauten Pfoten schleifen sie sich von selbst ab und man muß ihnen keine besondere Aufmerksamkeit widmen. Sehr beliebt sind dunkel pigmentierte Pfoten, wenn der Hund jedoch an den Läufen größere weiße Zeichen hat, verliert sich das Pigment bei den Krallen und sie sind dann rötlich.

Die Hinterläufe sind der Antriebsmotor des Hundes, daher müssen sie sehr kräftig und beweglich sein. Da nur Gliedmaßen mit korrektem Winkel und richtiger Stellung die stärkste Bewegung direkt nach vorn garantieren, legt der japanische Standard großen Wert auf die Form der Hinterläufe beim Shiba. Jede Schwäche oder Unzulänglichkeit in der Stellung wird als ganz gravierender Fehler angesehen.

Ein Shiba darf keine zu spitzwinkligen (verwinkelten) Hinterläufe haben, aber sie dürfen auch nicht allzu steil sein.

Gelenkwinkel Die ideale Winkelstellung ist durch die Größe des Winkels zwischen Ober- und Unterschenkel (Kniegelenk) vorgegeben, der ungefähr 120-125° betragen sollte, und durch den Winkel der Ferse (Sprunggelenk), der offener ist und ungefähr 145-150° betragen sollte.

Der häufigste Fehler bei den Hinterläufen besteht darin, daß sie zu steil sind, was durch eine Öffnung aller Gelenke (Hüft-, Knie- und Sprunggelenk) verursacht wird. Leider treten mangelhaft geformte Gelenke bei den Hinterläufen auch zusammen mit gravierenden Erbdefekten auf wie unzulänglich entwickelte Hüftgelenke (Hüftgelenks-Displasie) und fehlerhafte geformte Kniegelenke (Patella-Luxation).

Schaut man von hinten auf die Hinterläufe, erkennt man noch weitere Standfehler. Während beim richtigen Stand die Läufe senkrecht und im angemessenen Abstand voneinander auf den Boden weisen, stehen sie bei manchen Shibas in enger Haltung dicht beieinander (verbunden mit einem schmalen Hinterteil und einem kümmerlichen Gesäß) oder haben mangelhaft geformte Sprunggelenke (nach innen gebogen, nach außen gebogen.

Gliedmaßen mit unkorrekten Winkeln und schlechter Haltung haben einen großen Einfluß auf den Bewegungsablauf des Shibas. Die Japaner verlangen einen lockeren, leichten, lebhaften und eleganten Gang, und sie trainieren ihre Hunde vor einer Ausstellung täglich mit bis zu 20 km langen Läufen, damit sie sich bei der Präsentation leichter bewegen und Sportlichkeit verkörpern.

Weil Vorder- wie Hinterläufe bei der Bewegung zusammenarbeiten, ist ihre wechselseitige Harmonie unabdingbar. Die Winkel der Vorderläufe müssen denen der Hinterläufe entsprechen. Wenn beide Paare die richtigen Winkel haben, kann auch die Bewegung nicht anders als korrekt sein. Wenn die Winkel des Gangwerks ungleichartig sind, ist es für die Bewegung günstiger, wenn die Vorderläufe steiler sind und die Hinterläufe einen größeren Winkel haben als umgekehrt. Einen gleichermaßen großen Einfluß auf die Bewegung des Shibas üben starke Knochen aus, je nachdem, wie bemuskelt und lang sie sind. Die Bewegung mit zu langem oder zu kurzem Gangwerk ist niemals harmonisch, desgleichen die Bewegung eines Hundes mit kümmerlichen Vorderläufen und zu langen und zu stämmigen Hinterläufen.

top   Rumpf 

Knochen Der Rumpf des Shibas besteht aus einem verhältnismäßig stämmigen Brustkorb (man sagt, daß sein Gewicht rund 45-50% des Gesamtgewichts des Hundes ausmacht), kräftigen Schultern und einem breiten Hinterteil. Die Rückenlinie muß immer gerade und der Größe des Hundes sowie seiner geschlechtsspezifischen Statur entsprechend sein. Die Länge des Rumpfs (gemessen vom Vorsprung des Brustbeinknochens bis zum Sitzbeinhöcker) ist etwas größer als die Widerristhöhe (dicht am Ellbogen vorbei gemessen), aber die Rückenlinie, also das, was wir zwischen Halsansatz und Rutenwurzel bemerken, sollte im Idealfall mit der Widerristhöhe übereinstimmen oder etwas kürzer sein.

Anhand von Skizze 1 sehen wir, daß die japanische Auslegung des Standards es als ideal ansieht, wenn die Länge des Rückens (Länge des Mittelteils des Rumpfs + Hinterteil B+C) 71,5% der Gesamtlänge des Rumpfs beträgt.

Da beim Rüden z.B. die Höhe 40 cm beträgt, ist die ideale Rumpflänge 44 cm und die ideale Rückenlinie 28,6 cm.

Ein Rüde mit idealen Proportionen macht auf den ersten Blick den Eindruck eines Quadrats oder etwas darunter. Meist entspricht der Shiba nicht diesem Idealmaß. Es gibt Tiere mit einem längeren Rahmen, vor allem bei der Hündin. Selbstverständlich sind längere Körperrahmen nicht besonders erstrebenswert, aber sie sind kein so gravierender Mangel, als daß deswegen ein Tier, das ansonsten Qualität aufweist und einen guten Charakter besitzt, schlechter beurteilt werden würde. Sofern der Rücken kompakt, stämmig und im Einklang mit dem übrigen Körper ist, kann eine größere Länge toleriert werden.

Der häufigste Mangel der Rückenlinie ist der sog. Karpfenrücken, bei dem sich die Rückenlinie anhebt, wobei der höchste Punkt der Wölbung in der Mitte des Rückens liegt. Ein Karpfenrücken kann Folge einer angeborenen Fehlstellung des Wirbels sein, oder ist auch häufig Folge einer Verschlechterung des gesunden Stands des Hundes – ein kranker Hund, an Parasiten leidend, unterkühlt und ängstlich, pflegt einen gewölbten Karpfenrücken zu haben.

Der Gegensatz zum Karpfenrücken ist eine durchhängende, weiche Rückenlinie, die – sofern sie nicht ein Geburtsfehler ist – öfters bei dicken Rüden auftritt und bei Hündinnen, die vorzeitig gedeckt bzw. zur Zucht verwendet wurden.

Ein wichtiger Teil des Rumpfs und der halben Widerristhöhe des Hundes ist der Brustkorb, der beim Shiba immer einen eiförmigen Durchmesser haben muß (die Spitze vom Ei befindet sich auf dem ersten Knochen der Unterbrust). Bei Hündinnen ist öfters ein schmächtiger Brustkorb mit flachen Flanken, einem schmalen und hervortretenden Brustbein und wenig bemuskelten Dornfortsätzen der Brustwirbel anzutreffen, was sehr unerwünscht ist, weil es mit einer schwächlichen Gesamtkonstitution verbunden zu sein pflegt.

Einen faßförmigen Brustkorb mit beinahe kreisrundem Durchmesser haben dagegen eher Rüden, und auch solch ein Brustkorb sollte nicht toleriert werden.

Ein bedeutsamer Teil des Brustkorbs ist die Vorderbrust, also jene Partie, die sich vor den Vorderläufen befindet. Ihr Knochenfundament ist einerseits aus dem Vorsprung des Brustbeins, andererseits aus den Ausläufern der Schultergelenke gebildet. Beim Shiba wird eine gut entwickelte Brust bevorzugt, korrekt geformt und sehr muskulös, die auf eine gute Aufhängung und Winkelung der Vorderläufe und einen voluminösen Brustkorb hinweist.

top   Rute 

Die Rute des Hundes ist ähnlich wie der Kopf typisch für die jeweilige Rasse und ihre Form schließt den Gesamteindruck ab.

Die Rute des Shibas ist ähnlich wie bei den anderen fünf japanischen Naturrassen hoch angesetzt, überm Rücken zusammengerollt, ziemlich kräftig und gut behaart. Ausgestreckt muß sie beinahe bis zu den Sprunggelenken reichen und jeglicher Hauch einer Verkürzung muß als Mangel angesehen werden.

Die hoch angesetzte und deutlich nach vorn geneigte Rute verstärkt den Eindruck eines kompakten Hundes und ist für den Ausdruck seines Charakters wichtig. Nur selten rollt der Hund die hoch angesetzte Rute herunter. Eine Rute, die niedrig unterhalb der Rückenlinie angesetzt ist, ist nicht nur mangelhaft, sondern auch unschön. Sie ist oft schlechter geformt und auch schlechter getragen, und der Hund läßt sie bei der leichtesten Erregung ganz schnell herabhängen. Besonders bei einer Hündin ist eine niedrig angesetzte Rute unvorteilhaft – viele von ihnen pflegen psychisch labil zu sein. Eine niedrig angesetzte Rute wird von Hündinnen noch tiefer getragen und dadurch präsentieren sie sich auch schlecht auf Ausstellungen.

Bei der Beurteilung der Rute unterscheidet sich die japanische Vorstellung nur wenig von derjenigen, die wir gemäß dem FCI-Standard haben.

ideal-schwanz

Der FCI-Standard wie auch der NIPPO-Standard sagt: die Rute ist zusammengerollt oder säbelförmig. Als ideal und am meisten erwünscht erachten die Japaner eine Rute, die zu einer einfachen Schlaufe gerollt ist (1). Nach ihrer Vorstellung ist dies der Gipfel von Schönheit und Zweckmäßigkeit.

Eine solche Rute ziehen die Japaner einer doppelten oder halben Schlaufe vor.

Bei einer doppelten Schlaufe ziehen die Japaner wiederum den Typ vor, wo die Rute die Seite des Hinterteils überlagert, wogegen der Typ 3, bei dem die Rute auf dem Rücken zusammengerollt ist, als weniger erstrebenswert gilt.

Eine sichelförmige Rute (3) gilt ebenfalls als möglich, auch eine säbelförmige wie Typ 4 wird akzeptiert.

Bei uns werden die verschiedenen Arten, die Rute zusammenzurollen, nicht so streng unterschieden und bei der Beurteilung achten wir eher auf die Zweckmäßigkeit für die Zucht.

Äußerst unerwünscht ist eine Rute, die zu kurz ist. Ein Tier mit einer verkürzten Rute sollte nicht weiter zur Zucht verwendet werden.

Der Vorteil einer zweifach zusammengerollten Rute ist, daß sie immer verhältnismäßig lang ist. Ein Tier mit einer doppelten Schlaufe, wie auch immer sie getragen wird, läuft nicht Gefahr, mit einer verkürzten Rute erblich belastet zu sein.

Auch wenn eine säbelförmige Rute beim Shiba mit dem Standard konform ist, so ist sie doch unschön und ein Tier mit einer solchen Rute wird bestimmt einen Zuchtrichter nicht so fesseln, daß er ihm einen vorderen Platz zuerkennt. Das Problem säbelförmiger Ruten ist, daß sie zu kurz zu sein pflegen. Bei der Zucht sollte ein Tier mit einer säbelförmigen Rute mit einem Partner gepaart werden, der eine zusammengerollte Rute hat.

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Beim Fell des Shibas ist dessen Qualität von Interesse sowie die Verteilung auf dem Körper und seine Färbung.

Der Shiba hat ein klassisches Doppelfell, ein sog. Stockhaarfell, bestehend aus dem Deckfell, das ziemlich fest und glänzend ist, mit stets geradem Deckhaar, und der Unterwolle, die sehr dicht, weich, matt und sehr fettig ist.

Durch die dichte Unterwolle steht das Deckhaar auf dem Rumpf des Shibas in einem Winkel von 45° und mehr von der Haut ab. Diese besondere Unterwolle ermöglicht es dem Shiba, problemlos den Unbilden des Wetters zu widerstehen – Regen, Wind, Schnee und Frost – und seinem Halter bereitet es riesengroße Schwierigkeiten, wenn er den Shiba baden will. Das gesunde Fell eines wohlgenährten Shibas ist von selbst nie durchnäßt und besitzt eine große Fähigkeit zur Selbstreinigung.

Der Standard nennt keine bevorzugte Länge des Shibafells, aber diese Rasse gilt eher als kurzhaarig. Es ist also kein allzu langes Fell für irgendeine Körperpartie erstrebenswert.

Das kürzeste Fell haben Shibas im Gesicht und am Gangwerk, ein längeres Fell am Rumpf und ein weniger längeres am Hals und an der Rute. An der Rute steht das Fell meist senkrecht, ist ziemlich offen und macht den Eindruck eines fülligen Schweifs. Die Japaner sagen, daß die Rute aussieht, als wäre sie immer vom Wind gebläht.

Als ideal gilt ein sog. Moosfell, das den Eindruck erweckt, als wäre der Hund aus Schaumstoff geschnitten. Sein Deckhaar ist fast genauso lang wie die Unterwolle, das Fell ist extrem dicht und steht meist senkrecht von der Haut ab. Dieses Fell haart auch oft aufgrund der Eigenart, daß laufend abgestorbenes Haar gegen neues ausgetauscht wird, so daß der Hund jederzeit in guter Ausstellungsverfassung ist.

Im Grunde gibt es beim Shiba drei Farben: rot (genetisch gelb!), sesam und "black and tan" (schwarz mit gelben Abzeichen) (siehe auch Beispiele und The National Shiba Club of America).

Die rote Farbe des Fells hat eine große Bandbreite – sie reicht von hell, fast cremefarben bis zu dunkelrot. Am häufigsten trifft man Shibas mit rotem oder rostigem Farbton an. Cremefarbene Shibas sind selten, diese Färbung ist weniger erwünscht. Als sesam werden die Shibas bezeichnet, die über der roten Grundfarbe unterschiedlicher Intensität eine dünne schwarze Schattierung haben. Die Schattierungen können verschieden sein, müssen aber vor allem in der Unterwolle immer von der roten Grundfarbe dominiert sein.

Schwarze Hunde mit roten Abzeichen gibt es nicht so oft wie nur rote, und auch die Anforderungen an diese Färbung sind strenger als bei roten Exemplaren. Unerwünscht ist, wenn die roten Abzeichen allzu hell sind, aber auch eine allzu satter Farbton – rostbraun – wird als fehlerhaft angesehen. Dunkel gefärbte Flächen sollten von satter Farbe sein, damit auch die Unterwolle schwarz bleibt. Eine hellere Farbe um den Fang sollte mit einer breiten hellen Fläche im Brustbereich verbunden sein. Unerwünscht ist, wenn eine rote Fläche um den Fang durch ein schwarzes Fell vom Rot der Brust getrennt ist.

Jeder Shiba muß "urajiro" haben. Als urajiro wird eine hell gefärbte Fläche des Fells angesehen, die an der Innenseite der Gliedmaßen, an der Brust, an der Kehle, um den Fang (aber nicht auf der Nase), über den Augen, am Bauch und an der Unterseite der Rute zu finden ist. Optisch kommt urajiro manchmal weiß nahe, gleichwohl handelt es sich nicht um weiß im genauen Sinn des Wortes. Es ist durch einen speziellen Modifikationsfaktor verursacht, der die rote Farbe des Fells beeinflußt und der bisher noch nicht gründlich wissenschaftlich untersucht worden ist. Richtig weiße Abzeichen, die sich beim Shiba auch finden, sind eine Folge des sog. zufälligen Albinismus, der sich durch eine spontane und völlig unregelmäßige Häufung weißer Abzeichen bei einem ansonsten einfarbigen Tier äußert. Die weißen Abzeichen treten vor allem auf der Brust, an den Pfoten, an der Spitze der Rute und am Hals auf. Weder der Standard noch die japanische Auslegung sprechen von weißen Abzeichen, sie sind im Begriff urajiro enthalten, was genetisch gesehen ein Irrtum, für uns aber günstig ist.

Als unerwünscht wird beim Shiba eine weiß gesprenkelte Fläche angesehen sowie das Auftreten weißer Flecken am Körper. Über Flecken am Hals werden Kontroversen geführt – einige japanische Zuchtrichter lehnen sie ab, andere sehen sie als zulässig an. Außerhalb Japans werden sie toleriert.

Ein weißes Gesicht (ein weißer Nasenrücken und die ganze Partie um die Augen bis zu den Ohren) oder eine nachhaltig schwarze Maske werden immer als Mangel angesehen. Die Japaner behaupten, daß sie eine Folge der Kreuzung des Shibas mit anderen Rassen sind, vor allem mit dem Mikawa Inu. Eine schwarze Maske, vermengt mit der Alterung, gibt es beim Shiba oft und wird nicht als mangelhaft angesehen.

© ing. Hana Petrusová
Nachdruck oder Vervielfältigung des Artikels nur mit Genehmigung der Autorin.

Aus dem Tschechischen von Dr. Holger Funk.


Die Autorin Hana Petrusová beim Erklären des Shiba-Standards.

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