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 Die Zecke – ein bemerkenswerter Feind 

Zecken stellen für alle warmblütigen Lebewesen ein ernstes Problem dar, weil sie nicht nur Hautbeschwerden – Geschwüre, Ekzeme, Allergien – verursachen, sondern vor allem auch viele gefährliche Krankheiten übertragen. Wir nennen hier nur die gefährlichsten – Lyme-Borreliose, Tularämie (Hasenpest), virale Enzephalitis.

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In der Tschechischen Republik lebt eine ganze Reihe von Zeckenarten, aber die häufigste ist die Gemeine Zecke oder Holzbock (Ixodes ricinus), die bis in einer Höhenlage von etwa 600 m auftritt, meistens in Laub- und Mischwäldern, Sträuchern und höherem Gras. In viel geringerem Umfang kommen bei uns noch andere Zecken vor wie die Reliktzecke (Haemaphysalis concinna), Buntzecke (Dermacentor reticulatus) und andere.

zecke-mw Bei der Gemeinen Zecke ist schon auf den ersten Blick der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen auffällig. Das Männchen ist viel kleiner, ungefähr 2 – 2,5 mm, rostrot bis schwarz gefärbt, und der ganze Körper ist mit einem harten Schild bedeckt. Das Weibchen ist größer, ungefähr 3 – 5 mm, und gelbrot gefärbt. Der schwarze Schild bedeckt nur ein Drittel des Körpers, wogegen der Rest nur von einer geschmeidigen, lederartigen Hülle bedeckt ist. Das Weibchen kann dadurch sein Volumen durch Saugen bis zur Größe einer Erbse erhöhen (rund 10 mm) – man erkennt daran eine vollgesogene Zecke, die wir aus dem Fell unserer Hunde entfernen oder abgefallen irgendwo am Boden finden.

Seinen Wirt findet die Zecke mit Hilfe eines eigenen Organs (das sog. Haller'sche Organ) im vordersten Beinpaar. Dieses Organ reagiert empfindlich auf Körperwärme und leitet die Zecke sicher zum Ziel. Eine Zecke, die ihren Wirt gefunden hat, sucht sich auf dessen Körper Stellen mit dünner Haut, wo der Wirt sie nur schwer erreichen kann. Dort hält sie sich mit Hilfe ihrer Mundvorrichtung fest, die aus einem ausfahrbaren Stech-Saugrüssel mit Widerhaken, einem Paar spitzer Beißwerkzeuge (Scheren) und einem Paar Fühler besteht. Die Zecke bleibt mitunter tagelang auf ihrem Platz und saugt das Blut ihres Wirts. Weil die Zecke ihren Speichel in die Wunde abläßt, damit das Blut nicht gerinnt und über eine längeren Zeitraum aufgenommen werden kann, spürt der Wirt kaum ein Brennen oder einen Juckreiz und hat dann je nach Empfindlichkeit Beschwerden an verschiedenen Stellen der Haut. Wir wissen aus Erfahrung, daß einige Hunde an der Ansaugstelle auch große eitrige Geschwüre haben können und anschließend Verschorfungen und Haarausfall, während man bei anderen Hunden gar nicht feststellen kann, an welcher Stelle sie eigentlich eine Zecke hatten.

Nachdem sich die Zecke vollgesogen hat, läßt sie sich herunterfallen und zehrt irgendwo am Boden in aller Ruhe vom Blut ihres Opfers. Zecken sind Hungerkünstler. Wenn kein geeigneter Wirt in Reichweite ist, bringen sie es fertig, selbst einige Monate ohne Nahrung zu überleben.

zyklus Der Lebenszyklus der Zecke ist bemerkenswert. Die Besamung des Weibchens erfolgt in dem Zeitraum, wenn sie sich an ihrem Wirt festgesaugt hat. Möglicherweise ist es Ihnen schon passiert, daß Sie Ihrem Hund eine Zecke entfernt haben und auf dieser Zecke hat sich eine andere Zecke festgehalten. Das war das Männchen beim Geschlechtsakt. Nach der Besamung des Weibchens stirbt das Männchen, während das Weibchen, das genug Blut getrunken hat, um einen Vorrat an Eiweißstoffen zur Entwicklung des Eis zu haben, sich von ihrem Wirt fallen läßt und an einem geschützten Platz am Boden bis zu dreitausend Eier ablegt. Aus den Eiern schlüpfen mikroskopisch kleine, durchsichtige Larven, die sich kleine Nagetiere suchen, um bei ihnen ihre erste Mahlzeit zu finden. Nachdem sie sich vollgetrunken haben, lassen sie sich fallen und wechseln im Boden ins nächste Entwicklungsstadium: sie werden zu Nymphen. Die Nymphen suchen sich bereits einen größeren Wirt – Hasen, Katzen, Wiesel. Eine große Gefahr stellen Nymphe-Zecken für Hausvögel dar, bzw. für deren Jungen. Der Körper von Hühner-, Gänse- und Entenküken ist noch nicht durch ein dichtes Federkleid und ein Fettpolster geschützt, sondern auf der sehr dünnen Haut ist nur ein aufgeplustertes Daunengefieder, das für die Nymphen kein nennenswertes Hindernis bedeutet. Wenn die Nymphen in großer Zahl einen kleinen Vogel befallen, verursachen sie eine starke allergische Reaktion, Schwellungen an Kopf, Augen und Schnabel und führen oft zum Tod des wehrlosen Wirts. Die vollgetrunkene Nymphe verläßt ihren Wirt, um sich nach einigen Wochen in eine geschlechtsreife, erwachsenen Zecke zu verwandeln, die bereits einen großen Wirt einschließlich des Menschens befallen. Unter optimalen Bedingungen (ca. 25° Celsius und eine Luftfeutigkeit von mindestens 85%) dauert die Entwicklung der Zecke ungefähr sechs Monate. Unter schlechten Bedingungen kann die Entwicklung einige Jahre dauern (es ist ein Zeitraum bis zu sieben Jahren vorgekommen!). Daraus wird verständlich, daß eine Gegend, in der einmal Zecken aufgetreten sind, für einen sehr langen Zeitraum verseucht ist.

Voraussetzung für die vollständige Entwicklung der Zecke ist, daß drei verschiedene Wirte vorhanden sind. Das ist genau die Schwachstelle dieses unangenhmen Parasiten und die Chance, wie man ihn loswerden oder wenigstens sein Auftreten eindämmen kann. Nimmt man in dem betroffenen Gebiet der Zecke den Zwischenwirt weg (mittelgroße Lebewesen), verhindert man die Metamorphose (Verwandlung) und stoppt ihre Entwicklung. Man muß aber mit der Fähigkeit zu hungern rechnen, die die Zecken in allen Entwicklungsstadien haben, und daher muß man den Zugang zu Zwischenwirten sehr lange verhindern.

Wo treten Zecken am häufigsten auf? Besonders auf wilden Grasflächen und in Sträuchern. Zecken können ungefähr bis zu einer Höhe von einem Meter hochklettern und können sich so von niederen Ästen oder von höheren Pflanzen im Garten auf vorbeikommende Tiere oder Menschen herabfallen lassen. Leider treten sie auch als Geißel unserer Städte infolge vieler verwahrloster Flächen in Erscheinung, wo sie nicht nur im hohen Unkraut wie Melde, Taubnessel und Distel gedeihen, sondern auch über häusliche Zwischenwirte – Mäuse, Kaninchen, verwilderte Tauben. Viel weniger treten Zecken dort auf, wo die Rasenflächen ordentlich und ganzjährig gepflegt und die Sträucher geschnitten sind und wo sich kein Ungeziefer entfalten kann.

Die Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, sind sehr gefährlich. Im Anfangsstadium läßt sich die Lyme-Borreliose sehr gut behandeln, weil es sich um eine Krankheit handelt, die sich über das Bakterium Borrelia burgdorferi entwickelt – dagegen hilft, rechtzeitig Antibiotika zu verabreichen. Beim Hund äußert sich diese Krankheit durch Fieber, Gelenkschmerzen am ganzen Körper, Humpeln und völlige Mattigkeit. Tularämie, Ehrlichiose und Haemobartonellose werden von Blutparasiten verursacht und zeichnen sich durch Fieber, Mattigkeit, blasse bzw. gelbliche Schleimhäute aus (Gelbsucht). Am gefährlichsten ist die virale Enzephalitis, eine durch Viren verursachte Gehirnhautentzündung. Diese läßt sich praktisch nicht behandeln, ihre Folgen sind furchtbar und sehr oft tödlich.

zecke-raus Eine Ansteckung des Wirts kommt nicht nur dadurch zustande, daß die Zecke beim Ansaugen ihren Speichel in die Wunde des Wirts abläßt, sondern auch beim Entfernen der Zecke. Daher muß man beim Herausnehmen der Zecke darauf achten, daß ihr Saugwerkzeug nicht beschädigt wird und sein Inhalt nicht in die Wunde oder auf die Haut des Wirts gedrückt wird. Selbstverständlich beseitigt man die herausgedrehte Zecke nicht in der Weise, daß man sie einfach zerquetscht, sondern man verbrennt sie möglichst (mit Streichhölzern im Aschenbecher) oder ertränkt sie in Alkohol. Zur Not reicht es auch, sie im Klo zu ertränken – Zecken können nicht schwimmen. Die Stelle, an der man die Zecke entfernt hat, muß mit einem Desinfektionsmittel (Alkohol, Jod) gereinigt werden.

Die beste Vorbeugung gegen eine Zeckenerkrankung besteht darin, daß man das Ansaugen beim Wirt verhindert oder, wenn sie sich schon angesaugt hat, man sorgt dafür, daß sie schnell stirbt, bevor sie viel Speichel in die Wunde ablassen kann.

Sicherlich, es gibt viele verschiedene Präparate gegen Parasiten von außen, aber sie richten kaum etwas gegen Zecken aus. Wenn man nur gelegentlich einen Ausflug in ein gefährdetes Gebiet (Wald, Park) unternimmt, reicht es, den Hund vorher mit einem solchen Präparat zu bespritzen. Wenn man sich aber öfters in einem verseuchten Gebiet aufhält, kann ein spezielles Halsband oder eine Ampulle Tiguvon halbwegs helfen. Selbstverständlich muß man den Hund jeden Tag untersuchen und einen Zeckenfund rechtzeitig entfernen.

Ing. Hana Petrusová
Zuchtberaterin SHIBA KLUB

Aus dem Tschechischen von Holger Funk.

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